Freitag, 3. Juli 2009

Fraueninsel Kloster-Rückschau







Was übrig bleibt an Worten und Bildern:
(hier Aufgang beim Klosterwirt)
Meine erste Auszeit im Kloster Frauenwörth - bestimmt nicht die letzte - habe ich wegen der Kürze der Zeit als Schnupperkurs erlebt, diesen dafür aber auch ohne besondere Vorplanung umso intensiver. Ich habe einerseits Kurzurlaub im traditionellen Sinn genossen, andererseits habe ich interessante, aufbauende Gesprächsbegegnungen auch ohne gezielte Suche gefunden, Meditations- und Besinnungsphasen genützt und auch eindrucksvoll am klösterlichen Leben teilhaben dürfen. Dass ich in Anbetracht meiner wenigen Tage im Kloster nichts von den vielen Angeboten aus dem vielseitigen Kurs- und Seminarprogramm der Abtei (siehe Internetseite) nutzen konnte, war kein Nachteil für mich. Das war auch fürs Erste von mir nicht beabsichtigt gewesen, um mich nicht von vornherein unter Zugzwang zu stellen. Ich bin mir sicher, dass ich eine nächste längere Auszeit im Kloster dem Kursangebot entsprechend terminieren und hoffentlich eine Zusage bekommen werde. Denn nur wenige Plätze für Gäste sind dazu auserwählt im Gegensatz zu den Übernachtungskapazitäten in der Erwachsenenbildung des Klosters.
Im Wiederholungsfall aber habe mir auch die volle Reduktion auf das Nötigste vorgenommen, also ohne Notebook, Handy oder sonstigem modernen Gerät. Vielleicht reise ich dann sogar mit der Bahn an, die mich - ohne Stau -bis nach Prien bringt und setze von dort auf die Fraueninsel über. Ein positives Ergebnis brachte meine Auszeit nebenbei, zugunsten künftiger, bewusster gestalteten Aktivitäts- und Entspannungsphasen: Ich kam ganz ohne Fernsehen und Radioberieselung aus; nicht einen Moment habe ich daran gedacht oder es gar vermist. Alles in allem ist es ein Segen, dass es für jedermann und für mich im Besonderen diese Möglichkeit eines Sonderurlaubs für Leib und Seele in diesem Kloster gibt, aber nicht nur in diesem. Am Rande war festzustellen und es war insofern nicht verwunderlich, dass die erlangte innere Ruhe und Gelassenheit auch für Außen-/Nahestehende wahrnehmbar war; das konnte ich als Feedback bereits während meines Aufenthalts erfahren. Für all die guten Erfahrungen und mentalen Wiederbelebungen - echte Geschenke, die ich drinnen annehmen durfte, danke ich von Herzen und sage Vergelt´s Gott.


Abschied vom Kloster - nur auf Zeit!

Heute war ich schon ziemlich früh wach und auf den Beinen, denn ich wollte nach der Morgendusche meine restlichen Sachen ohne Hetze einpacken, das Bettzeug abziehen, Gläser und Flaschen zurückbringen. Das war das Mindeste, was ich als Klostergast und angesichts des wirklich günstigen Übernachtungspreises - für mich waren das 50 Euro pro Nacht mit Vollpension - gern tat. Leider schaffte ich es nicht, meinen von der Schwester am Vortag festgelegten Abrechnungstermin um 8 Uhr einzuhalten. Ich konnte mich einfach nicht von einem intensiven Gespräch am Frühstückstisch losreißen, so dass ich mich um 15 Minuten verspätete und damit die Schwester in zeitliche Bedrängnis brachte. Dass die Schwestern nicht zum "Vergnügen" im Kloster sind und neben den Gebetsstunden vielfältige Aufgaben erfüllen, konnte ich in meinem kurzen Aufenthalt hautnah miterleben. Während meines Klosterlebens auf kurze Zeit machte ich die Erfahrung, dass Schwestern gottlob nicht nicht nur vergeistigt, sondern trotz ihrer "Uniform" eine bunte Mischung von Menschen sind wie du und ich, die - und das macht sie unverwechselbar - lebenslang Dienst für Gott und den Menschen gelobt haben wie z. B. in den imponierenden Regeln des Ordensheiligen Benedikt von Nursia auf dem Begrüßungskarte steht: Alle Gäste, die zum Kloster kommen, werden wie Christus aufgenommen.
Für mein künftiges Leben habe ich mir von den insgesamt 12 Regeln drei in Erinnerung gerufen und mit auf den Weg genommen:
Meide das Böse und tue das Gute, suche den Frieden und jage ihm nach!
Alle Menschen ehren. Keinem anderen antun, was man selbst nicht erleiden möchte.
Ein gutes Wort geht über die beste Gabe.

Für die Abreise war keine Eile geboten; denn mein Aufenthalt schloss noch das Mittagessen mit ein. Mein Rückzug aus dem Kloster konnte als wie der Eintritt dorthin wohltuend verlangsamt erfolgen, damit der Erfolg dieses besonderen Urlaubs nicht gleich verfliegt. Mein Zimmer räumte ich wie vereinbart gegen 8.30 Uhr und stellte mein Gepäck im Aufenthaltsraum "Benedikt" unter. Dann nutzte ich noch eine letzte Gelegenheit zu einem Rundgang, um die Kirche den schmucken Friedhof und das Treiben auf der Insel zu beobachten.
Nachdem ich mich nach dem Mittagessen von den kennen gelernten Gästen und Schwestern verabschiedet hatte, zog ich mich vor der gewittrigen Schwüle in das Gästehaus Irmengard zurück, um Texte und Bilder ins Online-Tagebuch hochzuladen. Nur gut, dass es diese fortschrittliche Einrichtung hier gab. Am frühen Nachmittag erst, mit dem Aufziehen der Kühlung verheißenden Wolken, verließ ich mit meinem Gepäck das Kloster und machte mich auf den Weg zum nahen Bootssteg.
Bei der Überfahrt nach Gstadt zogen schwere Gewitter auf, die mich mit Platzregen auch auf der Rückfahrt durch Südbayern begleiteten.

Mittwoch, 1. Juli 2009

Mariä Heimsuchung - Meditations und Donnerwettertag

Für die Christen hat dieser heutige Tag besondere Bedeutung, aber er wird „draußen“ nicht mehr groß gefeiert wie früher; es ist wie beim Evangelisten Lukas 1,39-56 nachzulesen ist, der Besuchstag der mit Jesus schwangeren Maria bei ihrer Base Elisabeth. Nach dem Frühstück hatte ich bereits zu diesem Text aus der Heiligen Schrift in kleiner Runde an einer interessanten, lebhaften Bibelstunde mit dem Geistlichen Herrn Dr. Katz teilgenommen. Als Überraschung erwartete auf dem extra schön gedeckten Mittagstisch uns Gäste ein Festmahl: Leberflädchensuppe, danach Putenschnitzel Natur auf jungem Lauch und Minitomaten, dazu grüne Bandnudeln mit Kräutersoße und als Nachspeise ein bunter Obstsalat. Den Grund erfuhr ich von der Schwester. Heute war zugleich der Jahrestag der Ewigen Profess (= Klostergelübde) von Äbtissin Johanna.
Am Vormittag hatte ich an dem etwas überlasteten Internetzugang einige Zeit verbracht mit dem Upload eines Eintrages. Bis zum Mittagsmahl hatte ich noch reichlich Zeit, im Klosterladen Andenken für die Daheimgebliebenen zu besorgen. Morgen war ja meine Abreise, wenn sich nicht noch eine Verlängerungsmöglichkeit fügt? Beim Verlassen des Ladens traf ich zufälligerweise ein gut bekanntes, aber lange nicht mehr gesehenes Ehepaar aus meiner Heimat, die ihren Urlaubsaufenthalt zu einem Abstecher auf die Fraueninsel nutzten. Freude und Überraschung waren auf beiden Seiten groß und ich lud sie auf eine kurze Visite in mein kühles Zimmer ein.
Nach dem Essen verbrachte ich die momentane Sonnenscheinperiode auf dem Rasen
vor dem Kloster auf meiner Decke, um ein interessantes Buch zu lesen, das ich mir im Kloster ausgeliehen hatte. Beim Durchsuchen der Bücher im Aufenthaltsraum war mein 2. Griff an dem Büchlein „Damit Leben stimmig wird – ein Abstecher in die Sozialethik“ von Carlo Maria Martini hängen geblieben. Das Buch bot wirklich gute Orientierungshilfen für mich, wie der Untertitel schon verriet. Als die Schwüle zunahm, zog ich um auf die Terrasse beim Klosterwirt und kühlte mich mit einem leckeren Eisbecher ab. Nebenbei brachte ich gleich hier die bisher gemachten Tageseindrücke vorab schon mal zu Papier. Der Nachmittag verging auf diese Weise sehr kurzweilig.
„Beginn der Nachthore zu Ehren des verrückten Thomas ist heute erst um 19.45“, war der humorvolle Hinweis von Schwester Renata beim Abendessen. So wie sich heute wegen der feierlichen Abendmesse, das Essen und die Hore verschoben hatte, so hat die Kirche das Namensfest des Hl. Apostels Thomas von einem anderen auf den heutigen Tag verschoben bzw. verrückt. Wegen eines erneut aufziehenden Donnerwetters am Himmel, das seit dem frühen Morgen den ganzen Tag mit Unterbrechungen den Ton angab, verkürzte ich meinen Verdauungsspaziergang zum See. Ich beschloss, doch noch diese Hore mitzufeiern, um damit den Tag meditativ ausklingen zu lassen. Danach machte ich schon mal ans Packen; denn morgen stand die Abreise bevor, falls nicht noch eine Absage eintrifft, um so noch etwas verlängern zu können.

Morgeninsel – wahre Trauminsel

Heute ist Frühaufstehertag. Der Wecker bimmelt um 5.30 Uhr, dann schnelle Morgentoilette. Um 5.45 verlasse ich bei strahlend blauem Himmel mein Gästehaus und mache mich auf den Weg zur Morgen-Laudes, um rechtzeitig oben in der Kapelle zu sein, bevor die Schwestern einziehen und mit der Feier beginnen. Ich bin nicht allein unterwegs um die Zeit. Im Innenhof steht bereits eine Mitbewohnerin, die bereits ihren ersten Inselspaziergang hinter sich hat. Wir warten vor der noch verschlossenen Tür des Konventhauses, durch die wir über den Kreuzgang durch die Klosterkirche hinauf in die Kapelle gelangen. Noch Zeit genug, um die von den ersten Sonnenstrahlen in zarten Pastellfarben schimmernde, traumhafte See- und Gebirgslandschaft zu genießen. „Als Trauminsel wurde sie schon vor Jahren bezeichnet“ meinte meine Mitbewohnerin. Dem konnte ich nur begeistert beipflichten.
Von den gesungenen Psalmen in der Laudes blieb mir ein Vers im Gedächtnis haften, den ich als Leitsatz für mein Leben mitnehmen wollte: Weise mir Herr deinen Weg, ich will ihn gehen in Treue zu dir. Und ich fügte in Gedanken hinzu:.. und nicht aus Zwang gegenüber Menschen und Dingen.
Unmittelbar nach der Laudes schloss an diesem Tag eine Messfeier mit einem Geistlichen an. Eindrucksvoll dabei war die unglaubliche Stille nach dem Evangelium, die nur ein Spatz mit seinem durchs offene Fenster tönende Tschilpen durchbrach. Ja, diese Ruhe, die sich auf einen legte, tat wirklich gut. In diesem Moment bereute ich es, nicht länger gebucht zu haben. Die bisher noch nicht mitgefeierte Mittagshore und die Nachthore werde werde ich wohl bei einem nächsten Aufenthalt nachholen.
Nach einem kurzen Spaziergang zum See beschloss ich, besondere Tageseindrücke nicht erst abends, sondern unmittelbar über den Tag niederzuschreiben und fing auch gleich damit. Es war viel mehr eine Freude als Mühe für mich, vor der malerischen Kulisse meines Fensters, mein Erlebtes durchs Aufschreiben zu reflektieren und zu vertiefen. Anschließend nutzte ich das Internetangebot, vor dem Mittagessen wenigstens einen Teil meiner bisherigen Einträge, samt ein paar Bildern online stellen zu können.

Für den Nachmittag hatte ich mir bei dem herrlichen Wetter eine Radtour vorgenommen, nämlich von Gstadt, wo mein Fahrrad im Auto deponiert war, nach Prien und zurück. Radtouren um den Chiemsee waren fantastisch, denn dabei hatte ich auch richtig abzuschalten gelernt.
Gegen 13.30 Uhr legte ich am Südsteg mit „Siegfried“, oder war´s eines seiner zahlreichen Geschwister, ab. Nachdem ich an Land mein Rad zusammengebaut hatte, trat ich auf dem Uferweg mein Tour an. Sie sollte sich als die feuchteste und frischeste Radelversuchung entpuppen, die ich dis dahin um den Chiemsee erlebt hatte. Auf dem Hinweg wurde ich wegen des teilweise bis zu einem halben Meter hoch stehenden Hochwassers von unten nassgekühlt. Auf dem Rückweg über die Landstraße – einmal Tretbootradeln war genug – durchnässte mich ein kurzer Gewitterschauer von oben. Start und Ziel meiner abenteuerlichen, aber keineswegs gefährlichen Tour erreichte ich ohne Hetze kurz nach halb fünf. Ich hatte noch reichlich Zeit bis zum Abendessen und freute mich ganz besonders auf die erfrischende Dusche in meinem Bad mit Exklusivausblick.
Nach dem Abendessen legte ich mich, doch müde geworden von den Tourstrapazen, ein wenig aufs Ohr, bevor ich meinen obligatorischen Abendrundgang antrat und immer wieder verweilend das Licht- und Schattenspiel von Sonne und Wolken über dem See bewunderte. Danach ließ ich den wundervollen Tag am Notebook Revue passieren, nicht ganz, denn ein kühles Dunkles im Inselgasthof konnte vor dem Bettgehen nicht schaden.