Mittwoch, 1. Juli 2009

Morgeninsel – wahre Trauminsel

Heute ist Frühaufstehertag. Der Wecker bimmelt um 5.30 Uhr, dann schnelle Morgentoilette. Um 5.45 verlasse ich bei strahlend blauem Himmel mein Gästehaus und mache mich auf den Weg zur Morgen-Laudes, um rechtzeitig oben in der Kapelle zu sein, bevor die Schwestern einziehen und mit der Feier beginnen. Ich bin nicht allein unterwegs um die Zeit. Im Innenhof steht bereits eine Mitbewohnerin, die bereits ihren ersten Inselspaziergang hinter sich hat. Wir warten vor der noch verschlossenen Tür des Konventhauses, durch die wir über den Kreuzgang durch die Klosterkirche hinauf in die Kapelle gelangen. Noch Zeit genug, um die von den ersten Sonnenstrahlen in zarten Pastellfarben schimmernde, traumhafte See- und Gebirgslandschaft zu genießen. „Als Trauminsel wurde sie schon vor Jahren bezeichnet“ meinte meine Mitbewohnerin. Dem konnte ich nur begeistert beipflichten.
Von den gesungenen Psalmen in der Laudes blieb mir ein Vers im Gedächtnis haften, den ich als Leitsatz für mein Leben mitnehmen wollte: Weise mir Herr deinen Weg, ich will ihn gehen in Treue zu dir. Und ich fügte in Gedanken hinzu:.. und nicht aus Zwang gegenüber Menschen und Dingen.
Unmittelbar nach der Laudes schloss an diesem Tag eine Messfeier mit einem Geistlichen an. Eindrucksvoll dabei war die unglaubliche Stille nach dem Evangelium, die nur ein Spatz mit seinem durchs offene Fenster tönende Tschilpen durchbrach. Ja, diese Ruhe, die sich auf einen legte, tat wirklich gut. In diesem Moment bereute ich es, nicht länger gebucht zu haben. Die bisher noch nicht mitgefeierte Mittagshore und die Nachthore werde werde ich wohl bei einem nächsten Aufenthalt nachholen.
Nach einem kurzen Spaziergang zum See beschloss ich, besondere Tageseindrücke nicht erst abends, sondern unmittelbar über den Tag niederzuschreiben und fing auch gleich damit. Es war viel mehr eine Freude als Mühe für mich, vor der malerischen Kulisse meines Fensters, mein Erlebtes durchs Aufschreiben zu reflektieren und zu vertiefen. Anschließend nutzte ich das Internetangebot, vor dem Mittagessen wenigstens einen Teil meiner bisherigen Einträge, samt ein paar Bildern online stellen zu können.

Für den Nachmittag hatte ich mir bei dem herrlichen Wetter eine Radtour vorgenommen, nämlich von Gstadt, wo mein Fahrrad im Auto deponiert war, nach Prien und zurück. Radtouren um den Chiemsee waren fantastisch, denn dabei hatte ich auch richtig abzuschalten gelernt.
Gegen 13.30 Uhr legte ich am Südsteg mit „Siegfried“, oder war´s eines seiner zahlreichen Geschwister, ab. Nachdem ich an Land mein Rad zusammengebaut hatte, trat ich auf dem Uferweg mein Tour an. Sie sollte sich als die feuchteste und frischeste Radelversuchung entpuppen, die ich dis dahin um den Chiemsee erlebt hatte. Auf dem Hinweg wurde ich wegen des teilweise bis zu einem halben Meter hoch stehenden Hochwassers von unten nassgekühlt. Auf dem Rückweg über die Landstraße – einmal Tretbootradeln war genug – durchnässte mich ein kurzer Gewitterschauer von oben. Start und Ziel meiner abenteuerlichen, aber keineswegs gefährlichen Tour erreichte ich ohne Hetze kurz nach halb fünf. Ich hatte noch reichlich Zeit bis zum Abendessen und freute mich ganz besonders auf die erfrischende Dusche in meinem Bad mit Exklusivausblick.
Nach dem Abendessen legte ich mich, doch müde geworden von den Tourstrapazen, ein wenig aufs Ohr, bevor ich meinen obligatorischen Abendrundgang antrat und immer wieder verweilend das Licht- und Schattenspiel von Sonne und Wolken über dem See bewunderte. Danach ließ ich den wundervollen Tag am Notebook Revue passieren, nicht ganz, denn ein kühles Dunkles im Inselgasthof konnte vor dem Bettgehen nicht schaden.

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