Sonntag, 28. Juni 2009

Vorgezogener spontaner Aufbruch

Eigentlich hatte ich ja geplant, erst am Montagmorgen in aller Frühe loszufahren, um mich am See noch etwas akklimatisieren und vor Ort einiges besorgen zu können, vor dem Nachmittags-Einchecken auf der Insel. Doch es sollte anders kommen und das war im Ergebnis noch besser als geplant.
Scherzeshalber hatte ich noch zu Mittag von meiner Frau zu hören bekommen, dass ich heute von ihr meine Henkersmahlzeit bekäme: Schnitzel mit Kartoffelsalat. Aber daraus wurde nichts, wenigstens von ihrer Seite; denn sie war nicht fit genug für Schnitzel mit Kartoffelsalat, weil sie die Nacht davor kaum ein Auge zugemacht hatte. So bereitete ich ersatzweise einen Kartoffelsalat mit heißen Wiener Würstchen zu, sozusagen meine eigene Henkersmahlszeit;-) Vielleicht hatte mich ja gerade dieser Ausdruck in Rage und Aufruhr gebracht, lachen konnte ich jedenfalls nicht darüber.

Nun, so langweilig und öde wie der Sonntag zunächst begonnen hatte, so aufregend sollte er enden. Kurzum, ich hielt es einfach nicht mehr zu Hause aus; geduldiges Warten war noch nie meine Stärke gewesen! Das war auch so eine Seite an mir, an der ich mit meinem klösterlichen Aufenthalt ein bisschen arbeiten wollte. Wie in einer Vorahnung hatte ich bereits am Samstag das wichtigste Gepäck und mein Fahrrad im Auto verstaut. Mir war das Radfahrverbot auf der Insel bekannt, aber um den Chiemsee hatte ich schon früher die idealen Bedingungen zum Radeln genossen und vielleicht bekäme ich auch diesmal Gelegenheit dazu. Am Sonntagabend war ich dann so weit und fuhr kurzentschlossen los, nachdem ich eine letzte Tasche im Kofferraum Kofferraum untergebracht hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt schaukelte sich in mir eine unerträgliche Anspannung hoch, bestimmt kein Zustand ideal zum Fahren, aber dafür wirklich reif für die Insel, ohne zu wissen, wo ich die kommende Nacht verbringen sollte.
Aber darum machte ich mir in dem Moment wirklich keine Sorgen, da würde ich schon noch was Passendes finden. Und so kam es denn auch.
Nach Antritt der Fahrt meldete ich mich noch rasch telefonisch bei meinen erwachsenen Kindern ab und fragte in einem bekannten Gasthof in Prien um Nachtquartier an, wo ich auch tatsächlich eine Zusage erhielt. Mir fiel schon mal ein Stein vom Herzen und mit jedem Kilometer von den 330 nach Süden löste sich auch meine innere Hochspannung, meinte ich wenigstens. Wenn nur nicht ausgerechnet eine Stau-Baustelle nach der anderen auf der A 93 gewesen wäre, zum Auswachsen; ich konnte es nicht erwarten, innerlich und geografisch endlich „runter gefahren“ zu sein. Richtig abladen konnte ich meine Nervosität erst nach meiner Ankunft gegen 22 Uhr an der Theke, wo die vertraute und trotz ihres zarten Alters im Umgang sehr erfahrene „Tresencoach“ B. meinen Erzählungen geduldig lauschte. Ich war sehr erleichtert darüber, heil im Zielgebiet angekommen zu sein und den nächsten Tag locker angehen zu können. Gegen 24 Uhr schlief ich dem noch zur Verfügung stehenden Doppelbettzimmer auf der Stelle ein, schon in Gedanken auf der Insel.

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