Donnerstag, 25. Juni 2009

Warum eine Auszeit ausgerechnet im Kloster?

Warum eigentlich nicht? An welchem Ort findet man mehr Ruhe zum Abschalten? Für meine Auszeit kam da nur ein Kloster in Frage: Das der Benediktinerinnen auf der Fraueninsel oder Frauenchiemsee genannt, durch den Chiemsee räumlich abgeschirmt vom Rest der Welt. Den See und die idyllische Insel selbst hatte ich bereits anlässlich zweier Klinikaufenthalte kennen und lieben gelernt. Damals genoss ich Naturliebhaber die wunderschöne Gegend des Chiemgaus zur Gesundung und ließ mich bei meinen Bootsausflügen vom Flair der Fraueninsel anstecken. Ein einzigartiges Inselflair, von dem sich viele Maler für ihre stimmungsvollen Landschaftsbilder inspirieren ließen.
So hoch kann und will ich nicht hinaus; mit meiner Absicht, aus Nordbayern für ein paar Tage [auf Dauer wäre (m)ein Traum] hierher zurück- und einzukehren, denke ich praktisch. Inspirieren möchte ich mich auch lassen, aber nicht um schöne Gemälde zu gestalten, sondern um durch eine mentalen Bestandsaufnahme mein weiteres Leben erfüllt gestalten zu können, genau an der Schwelle von einem zum anderen bedeutsamen Lebensabschnitt: vom Beruf zum Ruhestand (mit dieser Bezeichnung kann ich mich überhaupt nicht anfreunden). Vielleicht ist es ja auch nur die Angst, danach in das viel besagte "Loch" zu fallen, die mich zu diesem Schritt antreibt.

Zumindest erhoffe ich mir durch diese Einkehr einiges an Weg- und Sinnfindung für meine weitere Lebensgestaltung. An Hobbys und Interessen fehlt es mir künftig dabei nicht. Wenn ich nicht die Erkenntnis gewinnen sollte, nicht weiter schlimm! Dann komme ich wenigstens mit der Teilnahme am klösterlichen zur Ruhe und Entspannung, losgelöst von alltäglichen Einflüssen, einfach einen Gang zurückschalten zur Langsamkeit. Ungeduldig wie ich sonst bin, weiß ich aber auch, dass sich mentale Erfolge nicht erzielen lassen wie Menüs nach Rezept, sondern vielmehr wie Früchte: Ist einmal ein Same gesät, kann er keimen und Frucht bringen oder auch nicht. Ich bin offen für alles und lasse mich einfach überraschen von dem, was mich erwartet in den paar Tagen im Kloster.
Klöster sind mir ja schon seit meiner Kindheit vertraut, bin quasi aufgewachsen während meiner Ausbildung in Kloster und Klosterschule der Augustiner. Ich habe zwar das Ziel, selber einer zu werden nach einigen Jahren fallen gelassen, aber die Zeit des klerikalen miteinander Zusammenlebens prägte mein Leben und legte den Grundstock für meinen persönlichen wie beruflichen Erfolg. Vielleicht kann ich ja meinem Klosterleben auf Zeit auch ein bisschen für die Zeit nach dem Berufsleben abgewinnen, Positives für mich und meine Familie. Auf keinen Fall im passiven Sinn des Ruhestandes bis gar zum drohenden Stillstand, sondern viel aktiv nach dem Lebensmotto von Augustinus: Mein Herz ist unruhig, bis es ruhet in dir.
Das gekettete Kreuz im Bild steht sinnbildlich für mein Leben und meine Zielvorstellung: Ich will gewiss mein Kreuz auf dieser Welt tragen, aber ich lasse mich nicht (mehr) von Abhängigkeiten und Zwängen fesseln.
(Beide Bilder aufgenommen in einem wild-romantischen Kleingarten auf der Fraueninsel.)
Mehr zu diesem Thema in diesem "Welt Online" -Artikel: Rückzug in die Stille des Klosters

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